Du bist mit (d)einem Unternehmen auf Facebook, Twitter, Google+ oder anderen sozialen Netzwerken vertreten? Du bekommst Likes und Plusse, dein hochwertiger Content wird geteilt und die Anzahl deiner Follower wächst stetig? Herzlichen Glückwunsch, gut gemacht! Für dich kommt jetzt nichts Neues mehr. Wenn es bei dir aber nicht so gut läuft und du nach jeder Veröffentlichung eines Posts ein Echo hörst, weil das Profil menschenleer ist, dann lies besser mal weiter. Ich hätte da ein paar Ideen…
Nur schnell vorab, damit du mich richtig verstehst: Ich möchte hier keine Moralpredigten halten oder auf eventuellen Fehlern herumreiten. Vielmehr möchte ich dir fünf einfache Tipps an die Hand geben, wie du in den sozialen Netzwerken erfolgreicher Marketing betreiben kannst. Doch bevor ich dir diese vorstelle, lass mich bitte kurz auf den größten Fehler im Social Media Marketing von Unternehmen eingehen. Denn der ist das eigentliche Grundproblem.
Das Problem: Unternehmen nutzen die modernen Social Media und bedienen sich eines jahrzehntealten Kommunikationsprinzips – das funktioniert nicht
Jahrzehntelang galt für die Unternehmenskommunikation das klassische Sender-Empfänger-Modell als der erfolgversprechendste Weg, mit den Kunden in Kontakt zu treten. Genutzt wurden TV, Radio und Print, also einseitige Kommunikationskanäle. Aber diese Zeiten sind vorbei. Das Internet und vor allem die sozialen Netzwerke haben dieses Modell gesprengt. Denn es gibt jetzt eine Vielzahl von Kanälen. Die Zielgruppe empfängt nicht nur die Botschaft, sondern reagiert auch darauf. Sie kommentiert, teilt oder stellt eine Frage. Statt Monolog gibt es nun vielseitigen Dialog. Viele Unternehmen – häufig die kleinen und mittelständischen – sind mit dieser Vielfalt und den damit möglichen Interaktionen ziemlich überfordert. Deshalb halten sie an den alten Gewohnheiten fest. Besucht man deren Profile auf Facebook, Google+, Xing oder LinkedIn feiert ein längst totgeglaubtes Prinzip fröhlich Wiederauferstehung: Wir senden, ihr empfangt. Schönen Tag noch.
Und eben das funktioniert 2015 nicht mehr. Denn die Menschen sprechen im Internet so oder so über deine Dienstleistungen oder Produkte.
Professionelle Kommunikation macht deine Arbeit vielleicht anstrengender. Aber glaube mir, es lohnt sich, wenn du das volle Potenzial ausschöpfst.
Die Lösung: Zuhören, interagieren, Beziehungen aufbauen sowie alle Aktivitäten analysieren und optimieren
Unternehmen und Marken, die erfolgreich im Social Web agieren, gehen eine Beziehung mit ihren Freunden, Followern oder Kreisen ein. Es herrscht das Prinzip des Geben und Nehmens, es wird geteilt und gelobt. Die über die sozialen Netzwerke gewonnenen Kontakte sehen diese Firmen nicht nur als Klickvieh, sondern als ernstzunehmende Beziehungen auf Augenhöhe. Eigentlich ist es simpel: Behandelt eure Onlinekontakte einfach wie einen normalen Kontakt im wirklichen Leben. Klingt zwar blöd, weil es so selbstverständlich ist, muss aber leider unterstrichen werden.
Diese fünf Schritte führen in das gelobte Social Media-Land:
- Zuhören: Am Anfang steht die Zielgruppenrecherche und –analyse. Dafür solltest du permanent die relevanten Kanäle in den Social Media beobachten: Was beschäftigt die im Rahmen der Social Media Strategie definierte Zielgruppe? Welche Wünsche bzw. Bedürfnisse an mögliche Inhalte hat sie? Hör zu, sei aufmerksam und sammle Meinungen. So bist du optimal vorbereitet, um fundiert an den jeweiligen Interaktionen teilzunehmen.
- Aktiv werden: Wer zuhört möchte irgendwann auch antworten. Schließlich führt das zum erwünschten Dialog. Bau eine Beziehung zu deinen Besuchern auf. Interagiere, helfe, unterstütze und nimm den Dialog ernst. So schaffst du ein authentisches Wir-Gefühl. Deine Offenheit und Authentizität werden die Besucher deiner Social Media-Profile mit Vertrauen belohnen.
- Zielgruppenrelevante Inhalte liefern: Erzeuge relevanten Content und liefere deiner Zielgruppe den Mehrwert, den sie benötigt. So schaffst du Vertrauen in Produkt und Marke. Welche Themen dafür in Frage kommen, solltest du spätestens seit dem Zuhören wissen. Denn du kennst jetzt deine Zielgruppe und weißt, was sie interessiert. Jetzt musst du Inhalte erstellen, die dieses Interesse befriedigen. Welcher Content besonders gut funktioniert, zeigt unser Blogbeitrag zum Thema.
- Mit anderen teilen und nicht egoistisch sein: Denk nicht nur an dich bzw. dein Unternehmen. Das wirkt egoistisch, nicht gerade sympathisch und (hoffentlich) auch nicht authentisch. Social Media beruht auf der Gemeinschaft und dem Miteinander. Deshalb musst du dir jetzt die Frage beantworten, was du an Mehrwert in den Kommunikationsprozess einbringen kannst. Teile auch hochwertige Inhalte von Kollegen und Mitbewerbern, denn das schafft Vertrauen in deine Integrität. Habe keine Angst, dass deine Kunden deshalb sofort den Dienstleister oder das Produkt wechseln, schließlich gibt es noch eine Vielzahl anderer Faktoren, die deinen Kunden wichtig sind und weshalb sie dich und deine Produkte schätzen.
- Interaktionen messen und den Erfolg überprüfen: Wie du merkst, schließt sich hier der Kreis. Du bist jetzt wieder am Anfang und wertest die gewonnenen Informationen deiner Zielgruppe aus, um das Angebot weiter zu optimieren. So entsteht ein Kreislauf, der sicherstellt, dass sich deine Kommunikation in den sozialen Netzwerken stets weiterentwickelt und die Bedürfnisse deiner Zielgruppen befriedigt. Social Media Monitoring ist unerlässlich, um den Überblick über Gespräche und Erwähnungen in den Netzwerken zu behalten, Kennzahlen zu erfassen und auszuwerten. Empfehlen können wir hierfür das Tool Hootsuite. Damit kannst du alle Social Media-Profile deines Unternehmens in einem Dashboard verwalten und alle Interaktionen messen und analysieren.
Totschlagargument: Das funktioniert in unserer Branche nicht!
So, das waren fünf einfach Schritte, wie du mit deinem Unternehmen erfolgreicher in den sozialen Netzwerken agieren kannst. Bitte? Das funktioniert in deiner Branche nicht? Dein Unternehmen ist ein kleines bzw. mittelständisches Unternehmen (KMU), ihr habt nicht genügend potenzielle Interessenten und auch nichts zu erzählen?
Okay. Das ist natürlich ärgerlich.
Aber wie haben das dann diese Unternehmen geschafft?
Fliesen Fieber ist ein Meisterbetrieb für Fliesen-, Platten – und Mosaikarbeiten aus Bodenfelde:
Hinter dem Shopblogger steht Björn Harste. Er betreibt einen Supermarkt in Bremen.
Werner „Social Media-Legende“ Deck ist Malermeister. Er betrieb bis 2014 ein Malergeschäft in Eggenstein-Leo.
Denkst du jetzt immer noch, dass du in den sozialen Netzwerken mit deinem Unternehmen nicht erfolgreich sein kannst?
(Beitragsbildquellen: Ollyy / Shutterstock, Twitter, Facebook, Google+)
Hallo Herr Ostermann,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Eine Anmerkung darf allerdings gestattet sein. Nur bloße Zahlen zu nennen, ist kaum eine Hilfe, um festzustellen, ob jemand erfolgreich Social Media betreibt. Natürlich sehen sie gut aus – für diejenigen die sich mit der Thematik nicht so gut auskennen. Nehmen wir Ihr Beispiel von Fliesen Fieber. Wenn ich mir betrachte, dass der User 1.393 Leuten folgt, verwundert die Follower-Zahl von 1.078 nun niemanden, der sich ein wenig mit Twitter auskennt. Es gibt auf diesem Kanal eine so hohe Zahl von Usern, die einfach nur jemanden folgen, der einem ebenfalls folgt. Daher ist die reine Zahl wenig aussagekräftig. Entscheidend ist, wie oft werden Posts von Fliesen Fieber „retweetet“, also geteilt. Zu wie vielen Listen wurde der User hinzugefügt etc. Dies sind Anhaltspunkte um den Einfluss und somit auch den Erfolg zu messen. Was nützen mir 10.000 Follower, die „inaktiv“ sind, mit denen kein Austausch stattfindet? Herzlich wenig. Es gibt genug Tools, um den Einfluss zu messen. Diese Zahlen wären interessant. Auch das Thema Facebook ist mit Vorsicht zu genießen. Es ist kein Problem, mit 50 € 100 neue Fans zu „kaufen“ über eine entsprechende Kampagne. Aber auch hier frage ich mich: Was sagen 1.825 Fans des Supermarkts in Bremen aus? Wieder nichts! Es muss sich viel mehr angeschaut werden, welche Interaktion auf der Facebook-Seite stattfindet. Wie oft wir ein Beitrag geliked, Inhalte geteilt, diskutiert etc. Diese Sichtweise fehlt mir bei Ihrem Beitrag leider vollkommen, sorry!
Viele Grüße
T. Galla
Lieber Herr Galla,
vielen Dank für Ihren Kommentar – dem ich zustimme. Die reinen Zahlen sagen selbstverständlich nicht allzu viel aus. Die Kriterien, die sie nannten sind da schon deutlich aussagekräftiger.
Drei Anmerkungen habe ich allerdings:
1. Ein wenig schade finde ich, dass Sie völlig ausblenden, um was es in diesem Blogbeitrag eigentlich geht. Der Beitrag ist ein Plädoyer dafür, dass Unternehmen ihre Fans, Follower (oder wie auch immer sie im jeweiligen Kontext genannt werden) ernst nehmen sollen und nicht nur als „Klickvieh“ betrachten. Vielmehr sollten Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein, zuhören, interagieren und ernsthafte Beziehungen aufbauen. Denn so verbessert man sein Social Media Marketing – und darum geht es in dem Text.
2. Es handelt sich bei diesem Text um einen Blogbeitrag, der an keiner Stelle behauptet eine empirische Analyse zu sein. Vielmehr soll er Zusammenhänge und Techniken aufzeigen, die dabei unterstützen, als Unternehmen erfolgreich Social Media Marketing zu betreiben. Deshalb – und das stimmt (!) – nehme ich die Zahlen aus den Profilen erst einmal sehr unkritisch hin.
3. Ich bin mit einem der genannten Beispiele auf verschiedenen Plattformen verbunden und weiß, dass die Interaktionsrate dort mit den Followern korrelliert. Natürlich gibt es die Möglichkeit, Fans zu kaufen, aber wollen Sie das den genannten Unternehmen wirklich unterstellen?
Beste Grüße und noch einmal vielen Dank für Ihren Beitrag!
Marc Ostermann