Socialmedia Doktor Sebastian Riehle sorgte in der vergangenen Woche für hektische Betriebsamkeit beim PR Desk: Er verschrieb uns kurz vor Fronleichnam nämlich nicht nur elf Fragen, sondern nominierte aufgrund eines umfangreichen CTs den PR Desk-Blog für den Liebster Award. (Danke!) Was sich anhört wie eine Ehre, ist erst einmal Pflicht. Denn beim Liebster Award geht es vor allem darum, neue Blogs kennenzulernen und sich untereinander zu vernetzen. Die Nominierten beantworten die an sie gestellten Fragen und nominieren in einem zweiten Schritt mindestens fünf andere Blogs. Für mich hieß es deshalb an Fronleichnam: Termin beim Doktor machen, Anamnese-Fragebogen ausfüllen und hoffen, dass der Doc keine unangenehmen Auffälligkeiten findet…

Hier der Anamnese-Fragebogen des Socialmedia Doktors für PR Desk-Blogger Marc Ostermann:

 

Ist Bloggen für Dich mehr als nur ein Hobby?

Ja, definitiv. Um ehrlich zu sein, war das Bloggen aber anfangs nur Beruf und eben kein Hobby.

Zur Erklärung: Der Blog des PR Desk ist als typischer Corporate Blog konzipiert.  Er soll zielgruppenspezifisch aktuelle Kommunikationsthemen aufbereiten und einordnen. Das tut der PR Desk-Blog jetzt seit über einem Jahr. Aber im Laufe der vergangenen knapp 400 Tage wurde aus dem Corporate Blog mehr – nämlich echte Leidenschaft.

Ergebnis: Die neuen Beiträge entstehen nicht mehr nur im Büro, sondern (gerne am Wochenende und wie jetzt gerade am Feiertag) im Home-Office. Hier kann ich Materialen wälzen, Themenskizzen erstellen, Ideen entwickeln und im nächsten Augenblick wieder verwerfen, motzen (wenn es nicht gut läuft) und mich freuen (wenn im Schreibflow etwas Vernünftiges den Weg vom Hirn in die Tastatur findet).

Kurz: Bloggen ist heute Hobby, Beruf, Leidenschaft und kreatives Ventil.

 

Wie hilft Dir das Bloggen dabei, Dein Unternehmen ins rechte Licht zu rücken?

Ganz ehrlich? Mir geht es beim Bloggen weniger darum, mein Unternehmen ins rechte Licht zu rücken. Ich bin eher missionarisch unterwegs…

Unsere Zielgruppe sind kleine und mittelständische Unternehmen, die über keine eigene Kommunikationsinfrastruktur verfügen. Denen möchte ich aufzeigen, was professionelle Unternehmenskommunikation (vor allem online) konkret für ihr Unternehmen leisten kann und wie man einzelne Maßnahmen implementiert bzw. umsetzt. Da gibt es nämlich noch jede Menge Erklärungsbedarf.

Das ist auch der Grund, weshalb ich neben erklärenden Blogbeiträgen mit Nutzwert recht häufig Studien und Untersuchungen im Blog ausführlich vorstelle. Ich möchte einfach eine professionelle Basis schaffen. Denn nur so können die Verantwortlichen in Unternehmen verstehen und entscheiden, welche Kanäle und Maßnahmen für ihr Business relevant sind. Und ich bin jetzt nicht der Typ, der in jedem zweiten Satz den PR Desk erwähnt – außer in Fragebögen zum Liebster Award…

Klar, das klingt alles sehr altruistisch. Natürlich geht es auch bei uns am Ende des Tages darum, dass wir unser „Produkt“, also unsere Dienstleistung, verkaufen müssen. Aber das Lesen unserer Blogbeiträge ist erst einmal völlig unverbindlich und verpflichtet zu nichts – außer zum Teilen natürlich! Hahaha.

 

Wie schaffst Du es, Dich gut in Deinen Leser hineinzuversetzen?

Ganz klassisch: Ich habe Personas entwickelt. Da diese an konkrete Kunden angelehnt sind, komme ich aus fast jedem Meeting mit neuen Themenideen heraus. Dafür muss ich unseren Gesprächspartnern nur zuhören und im Rahmen der Blogbeiträge ihre Fragen beantworten. Viel einfacher geht es nicht!

 

Welcher Blog inspiriert Dich immer wieder?

Es gibt verschiedene Blogs, die mich immer wieder beeindrucken und inspirieren:

Stefan Schütz verbindet mit seinem PR Stunt – PR. Marketing. Blog beispielsweise fachliches Know-how mit einer abgedrehten Fabulierkunst, die in Deutschland recht selten ist. Ich beneide ihn regelrecht um seine Freiheiten. Denn auch ich würde gerne häufiger in dem – für ihn so typischen – Stil einer Glosse oder eines Essays schreiben. Aber ich befürchte, dass das bei meiner Zielgruppe nicht so besonders gut ankommen würde…

Zur Pflichtlektüre gehören auch die Beiträge von Andreas Quinkert zum Content Marketing. Andreas schreibt nicht nur äußerst verständlich, sondern auch extrem fundiert. Er pickt sich immer wieder Teilaspekte heraus, stellt sie in den Gesamtzusammenhang und plädiert regelmäßig für saubere Kommunikationsarbeit. Dafür immer wieder: Chapeau!

Die dritte Inspirationsquelle ist der deutsche Corporate Blog von Hubspot. Der ist völlig zu Recht sehr bekannt, da er fachlich auf einem extrem hohen Niveau angesiedelt ist – ohne dabei ins akademische oder gar oberlehrerhafte abzudriften. Die Beiträge verbindet nämlich eine Gemeinsamkeit: Sie orientieren sich stark an der praktischen Arbeit. Man merkt, dass dort Praktiker schreiben, die sich nicht nur theoretisch mit ihrem jeweiligen Thema auseinandersetzen, sondern Autoren, die den nötigen Praxisbezug mitbringen.  Kleine Nebenbemerkung: So sehr ich den deutschen Hubspot-Blog liebe, so sehr hasse ich ihn auch! (Und das ist natürlich nur ironisch gemeint!) Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass ich einen Blogbeitrag vorbereitet oder gar geschrieben habe und einen Tag später veröffentlicht das Hubspot-Team einen Beitrag zum selben Thema. Da kannst du dann nur fluchen, den Drucker anstellen, dein Werk ausdrucken, rahmen und dir über den Schreibtisch hängen. Denn veröffentlichen kannst du deinen Beitrag dann nicht mehr – das würde wirken wie eine billige Kopie. Dafür vielen lieben Dank an die Hubspotter! Über meinem Schreibtisch ist nicht mehr viel Platz…

Meine ganz große Liebe ist allerdings der wahrscheinlich bekannteste Onlinemarketer Deutschlands: Karl Kratz. Ich kann nur jedem empfehlen, auf Karls Seite mal das Impressum und die Datenschutzhinweise zu lesen… Sehr unterhaltsam. Und die Blogbeiträge sind einfach eine Klasse für sich.

 

Siegel Liebster Award

Das Siegel zur Aktion. (Quelle: Liebster Award)

 

Sind für Dich Text- und Bild-Inhalte leichter zu erstellen als Audio oder Video?

Eindeutig. Durch meine 15 Jahre in einer Zeitungsredaktion flutscht es beim Schreiben zumeist. An Podcats und Videos habe ich mich bisher noch nicht herangetraut – außer in Kundenprojekten natürlich. Da aber gerade die Produktion von halbwegs professionellen Videos recht zeitaufwendig ist, habe ich für unseren Blog darauf noch nicht zurückgegriffen. Dafür fehlte mir bisher schlichtweg die Zeit.

 

Welches Hilfsmittel spart Dir beim Bloggen die meiste Zeit?

Es sind zwei Hilfsmittel: Stift und Papier. Bevor ich einen Text schreibe, entwerfe ich ein Gerüst, das die Struktur des Textes wiedergibt – auf Papier. Wenn das Gerüst steht, schreibt sich der Text (fast) wie von selbst.

 

Wo verläuft bei Dir die Grenze, Wissen kostenlos im Blog oder gegen Bezahlung preiszugeben?

Sehr gute Frage! Ich befürchte, das ich manchmal ein wenig zu missionarisch bin und damit verbunden zu unachtsam mit unserem Know-how umgehe. Es gibt bei uns beispielsweise Blogartikel, die Schritt für Schritt erklären, wie wir arbeiten und wie man qualitativ hochwertigen Content erstellt. Ich will mich nicht besser machen als ich bin, aber ich denke, dass da schon einige Tipps und Techniken dabei sind, die Bares wert sind…

 

Wonach bemisst Du Deinen Erfolg beim Bloggen?

Wenn Kunden oder Interessenten mich auf die Inhalte ansprechen, weiterführende Fragen haben und sich für den Einsatz der vorgestellten Kommunikationsinstrumente interessieren. Dann freue ich mich wie ein kleines Kind, denn ich sehe jeden Tag so viele Unternehmen, die kommunikatives Potenzial verschenken. Das ärgert mich kolossal! Deshalb bin ich glücklich, wenn ich durch meine Blogartikel die Professionalisierung zumindest um ein My vorantreiben kann.

 

Möchtest Du lieber mehr Fans oder mehr Email-Abonnenten?

Ich möchte – wie viele andere auch – von den Massen geliebt werden. Da ist es mir egal, ob als Email-Abonnenten oder Fans. Hahaha.

 

Was war Dein größtes Problem, als Du mit dem Bloggen begonnen hast und wie hast Du es gelöst?

Das Problem war ein Luxusproblem – nämlich die Frage, welche Themen ich zuerst behandele. Ich habe mich extrem auf unseren Corporate Blog gefreut! Nach meiner Zeit in der Redaktion habe ich nur noch wenig Stücke geschrieben, die zumindest ansatzweise etwas mit Journalismus zu tun hatten – von Pressemitteilungen mal abgesehen. Deshalb fühlte ich mich in den ersten Wochen wie ein Kind in einem zwar leeren, aber geöffneten Freizeitpark. Denn endlich konnte ich wieder schreiben.

 

Gibt es schon zu viele Blogs?

Sagen wir mal so: Ich könnte einige Beispiele nennen, die mich schon des Öfteren ziemlich enttäuscht haben. Da denkst du bei der Überschrift, dass das Thema dich fachlich meilenweit nach vorne katapultiert – und tatsächlich erwartet dich dann irgend ein halbgares Zeug, das dich null weiterbringt und enttäuscht zurücklässt.

Somit gibt es nicht zu viele Blogs, sondern zu viele schlechte Blogs. Und ich kann immer nur hoffen, dass wir es mit dem PR Desk-Blog nicht ganz so schlecht machen…

 

Ich danke Socialmedia Doktor Sebastian Riehle ganz herzlich für seine interessanten Fragen und wünsche uns beiden noch viel Spaß beim Bloggen.

 

(Beitragsbildquelle: Eugenio Marongiu / Shutterstock, Liebster Award)